Der Berg ruft

Ein Offroad-Erlebnis in den Westalpen

Text von Sonja, Fotos von ihr und den Mitreisenden

Susatal, Monte Jaffereau, Chaberton, Sommeiller - von diesen "magischen" Orten hat wohl jeder Offroadbegeisterte schon einmal gehört. Sonne, Marc und die beiden Dirks machten sich auf eine Entdeckungstour in eine Region voller Abenteuer, die neben jeder Menge Enduro-„Jagdgründen“ auch für Gourmets und Weinkenner einiges zu bieten hat.

Reisebericht Westalpen (Frankreich-Italien) 2006

Teilnehmer:

Dirk R. (KTM Adventure), Dirk Habet (KTM Adventure), Marc Schreiber (KTM SXC) und Sonja G. (Suzuki DR-Z 400).

25. August bis 10. September 2006

1./2. Tag (25./26.08.2006): Anreise von Avignon (FR) nach Salbertrand (IT)

Es regnet in Berlin als wir um kurz vor 11 h Richtung Verladebahnhof Wannsee aufbrechen. Diese Tatsache macht den Abschied nicht wirklich schwer, sodass wir gegen 13 h frohen Mutes unsere „Rösser“ auf dem Zug gen Süden, nach Avignon verladen.

Mit einem Lied über diese Stadt („Sur le Pont d’Avignon...“)auf den Lippen, beziehen wir unser Liegewagenabteil und läuten stimmungsvoll den Urlaub ein. Um 19 h erreichen wir Neu-Isenburg, wo unser 4. Mitstreiter Dirk R. („olle Schulz“) zu uns stößt. Dann geht’s ab in den Süden, der Sonne hinterher...

Nach 2 l Tavernello aus dem Tetrapak und einer doch recht guten Flasche Merlot fielen wir alle in einen leichten Schlaf. Die Nacht war sehr entspannt und wir wurden mit einem kleinen Frühstück kurz vor Avignon geweckt. Der Autoreisezug ist wirklich eine angenehme Alternative zum kilometerlangen Autobahn-Schrubben.

In deutsch-französischer Kooperation werden die Mopeten befreit, was doch einige Zeit kostet. Gegen 10 Uhr starten wir dann bei feinstem Wetter Richtung Italien.

Mit unseren schwer bepackten „Eseln“ begeben wir uns auf eine tolle Sightseeing-Tour durch den Süden Frankreichs. Schicke Gegend, aber Vorsicht: Kaum Tankstellen, vor allem am Samstag! Sonne & Marc mit den ihren kleinen Tanks bereitete diese Tatsache doch einige Schweissperlen auf der Stirn, aber zum Glück hatten unsere Adventure-Reiter ja genug Sprit für eine Fußballmannschaft dabei.

Das Wetter ist einfach herrlich und ein zarter Lavendelduft liegt in der Luft...

Die Strecke führte uns in sanften Schwüngen über Sederon, den Col St. Jean, Orpierre, Talard und dann über den Mont Dauphine nach Briancon.

 

Weiter über Cesana Torinese und Oulx erreichen wir mit schmerzenden Allerwertesten nach 350 km gegen Abend unseren Campingplatz Gran Bosco in Salbertrand im schönen Piemont.

Flux zauberten wir uns aus dem Nichts eine Zeltburg und knobelten die Belegung aus (Sonne lag schön allein in ihrem 1-Frau-Zelt!) Anschließend gingen wir in die campingeigene Spitzengastronomie und verschlungen hungrig ein paar Pizzen. Bei unserer Rückkehr zum Zelt bemerkten wir, dass der „Mistral“ uns gefolgt war und uns eine steife Brise um die Nase wehte. Schnell hüpften wir in unsere Schlafsäcke.

3. Tag (27.08.2006): Die Assietta-Kammstraße

Die Geburtsstunde eines schönen Rituals: Jeden Morgen weckte uns Marc mit einem frisch gebrühten Kaffee! Auf dem zwischen Bergen eingezwängten Campingplatz ist es verdammt kühl und erst als die Sonne über die Bergspitze schaut, wird es etwas gemütlicher. Nach einem gepflegten Frühstück starten wir als kleine Aufwärmübung mit der Assietta-Kamm(Kampf)-Straße. Unser Einstieg ist bei Sestrière - allseits bekannt durch die Winterspiele 2006 mit dem doch sehr stimmigen Motto „Passion lives here“. Das entdecken wir schnell, als uns nach ca. 450 Metern 2 tieffliegende EXC eine nette morgendliche Überraschung bereiteten! Nun waren wir wach und arbeiteten uns durch feinen Schotter zur Skistation „Col de Basset“ vor.

Kilometer für Kilometer schrauben sich die Kehren immer höher bis zum Col de Finestre hinauf, wo wir eine lange Pause machten und uns die Sonne auf die Nase brennen ließen. Die Aussicht ist traumhaft!

Sonne und Dirk H. durchstöberten das stockfinstere Fort, die anderen genehmigten sich ein kleines Nickerchen. Mit neuer Energie erreichten wir dann über einen netten Schotterpass das Städtchen Susa. Dort lassen wir den gelungenen Tag mit einem Einkauf beim ansässigen Enduro-Händler und anschließendem Cafebesuch ausklingen. Wieder im Camp kochten wir gemeinschaftlich ein Risotto con Zucchini e Pomodori, das wir mit einem lecker Montepulciano genossen.

4. Tag (28.08.2006): Punto Colomion -versehentlich!

Früh am Morgen ritten wir gen Oulx um unsere Pferdchen zu tränken (Frage von DirkII: Häh - Wieso denn jetzt schon?) Danach führt uns Dirk H., unser Navigator, auch genannt „der andere Schulz“, durch einen kleinen Pfad (die Ausflügler waren not amused) in eine große Matschpfütze. Supi - endlich schmutzige Mopeten! Beim Umfahren fiel Sonne ganz elegant vom Stängel - das kommt davon, wenn man auf seinen Fahrlehrer hört und nicht das Schlammloch nimmt :). Unser Ziel des Tages war der Berg Sommeiller, da der Navigator jedoch eine Abzweigung verfehlte, fuhren wir halt auf den Punto Colomion! Auch nicht schlimm. Schotter überall! Sonnes Mopete bekommt die Höhenluft nicht und "kotzt", Sonne auch. Da muss dringend was eingestellt werden - so geht dat nicht! Also raus mit dem Luftfilter-Rüssel!

Noch ein kleines Päuschen...und das Verhängnis nahm seinen Lauf, als Dirk sich entschloss den falschen Weg zu nehmen...

3 Kehren und die 1. (schwarze) Skipiste (!) später, beschloss er dann Harakiri zu begehen und mit Vollgas in eine Auswaschung zu brettern. Hat gottseidank nicht geklappt, aber weh tat’s trotzdem!

5. Tag (29.08.2006) - Marc und Dirk auf dem Sommeiller - jetzt aber!

Nach ausgiebigem Frühstück ritten Marc und der andere Dirk dem Sommeiller entgegen. Sonne blieb im Camp um den Kranken zu versorgen und selbst ein wenig zu faulenzen. Ein kalter Wind fegte durchs Tal als Marc und Dirk dem Licht entgegen fuhren. Sie folgten einer in den Hang aufsteigenden Schotterstraße. In der Kurve machten sie Bekanntschaft mit einigen italienischen Kühen, die jedoch haarscharf umfahren werden konnten. Just informierte ein freundlicher Waldsheriff Dirk, dass er aufpassen, langsam fahren und am besten auch seinen Kumpel warnen sollte. Nett sind die hier!

Nach den üblichen Unwegbarkeiten wie grobem Schotter, Auswaschungen, Kurven, Spitzkehren und den Temperaturen, erreichte man das Hochplateau des Col de Sommeiller. Überraschenderweise war das von Dirk H. angekündigte Refugio dicht, der See ausgetrocknet und man begegnete einer Horde Touaregs, die man geflissentlich ignorierte. Nach rasantem Abstieg (gejagt von 2 Hunden) und Marcs unfreiwilliger Entnahme einer Bodenprobe (Spitzkehre rechtsdrehend) genehmigten sich die beiden einen eher lauwarmen Espresso aus der Thermoskanne. Igitt! Einigermaßen erfrischt fuhr man zurück nach Bardonecchia.

Dort strebten die beiden erneut dem noch nicht vollkommen erschlossenen Punto Colomion entgegen, dem Punkt des Schmerzes! Nun wurde die Strecke zum Fort Bramafan noch mal in umgekehrter Richtung erklommen. Marc prüfte noch mal der Abzweig zum Passo de Mulatiera, der jedoch unübersehbar durch einen Zaun gesperrt war. Ein Erdrutsch machte die Weiterfahrt ohnehin unmöglich. Also, genug erkundet für heute - ab nach Hause, wo Sonne und Dirk die Helden bereits mit einem leckeren Pilzrisotto erwarteten.

6. Tag (30.08.2006) - Der berüchtigte Monte Jaffereau

Nachdem wir unseren Verletzten mit genügend Proviant und Lesestoff im Camp zurück ließen, brechen wir übrigen 3 Reiter zu einer ganz besonderen Tour auf. Es geht zum Fort Jaffereau, von dem wohl jeder Schotterfreund schon mal gehört hat! Über Ecluse schrauben wir uns die schmalen Wege den Berg hinauf.

Hinein ging’s in den finsteren Tunnel, der mit diversen Schlaglöchern und einer gepflegten Wasserdurchfahrt aufwartete. Wir waren froh nach der dunklen und feuchten Durchfahrt (Wasser von oben und unten) das Licht wieder zu sehen.

Der bis dahin recht einfache Weg wechselte nun in gröbere Fahrbahnbeschaffenheit, kantiges Gestein und viele Auswaschungen.

Hier kam es zu einer unschönen Begegnung mit 2 Geländewagen, die Sonne und Dirk zwangen sich am Berg vorbeizuhangeln, anstatt uns die Durchfahrt zu gewähren. In sanften Kehren fuhren wir auf dem Höhenweg durch eine karge „Mondlandschaft“.

Bald erblickten wir das bekannte Fort Jaffereau. Wir fuhren die letzten schwierigen Meter bis ganz nach oben. Dirk beschwerte sich, weil Sonne entgegen ihrer Warnungen doch recht flott unterwegs war und er eine ganz schöne Aufholjagd hinlegen musste. Glücklich und zufrieden gönnten wir uns erstmal eine schöne lange Pause mit Nickerchen, erkundeten das Fort und hielten Dirk2 mit einer kleinen Schneeballschlacht vom Schlafen ab. Im Schatten des mächtigen Gebäudes fand man noch eisige Relikte aus kälteren Zeiten. Wir waren froh, dass die Sonne uns wohl gesonnen war und einen Ausgleich zum kalten Wind bot.

Nach ca. 2 h brachen wir wieder auf. Auf halber Strecke ließen Marc und Sonne den kranken Dirk für eine Verschnaufpause zurück.

Die anderen beiden genehmigen sich schnell noch den recht verzwickten Aufstieg zum Fort Pramand, der sandig mit jeder Menge Auswaschungen und fiesen Wurzeln gespickt war. Auf dem Weg nach oben fuhr Marc die kurze direkte Kehre aufs Fortdach und Sonne die brav die lange, zurück jedoch folgte Sonne in alter Manier ihrem Fahrlehrer und nahm die spektakuläre kurze Kehre. Holla, die war nicht ohne! Unten sammelten wir Dirk wieder ein und fuhren zurück zum Campingplatz. Aufgrund der Grippe schwankte Dirk nur noch, sodass wir entschieden, die Einkäufe sein zu lassen und ins Restaurant auszuweichen.

7. Tag (31.08.2006) - Marcs und Dirks Supermototour zum Col de Parpaillon

Nach quälend langer Anfahrt Richtung Frankreich, pflügten wir auf den Spuren der Tour de France durch die Heerscharen von Möchtegern Jan Ullrichs. Schnell hatten wir die Bergwertung gewonnen und fuhren weiter zum Obelisk, wo wir „Poser“-mäßig 2 Runden drehten. Dann stürzten wir uns in die Supermotoabfahrt nach Gilestre, um mal wieder die SXC zu befüllen. In Contamine de la Chantard machten wir eine kleine Pause und trafen auf eine Truppe Gebirgsjäger mit 2 Haeglunds. Dann begann der Anstieg zum Col de Parpaillon, der Belag wechselte von Teer auf „gravels“ und wir zogen mächtig am Kabel. Einem einheimischen Hund passte dies nicht so recht und er biss Marc in den Knieprotektor. Ein kurzer Kick, kräftig am Gashahn drehen und schon war das Tier überzeugt. Die Auffahrt = Gähn! Keine nennenswerten Schwierigkeiten bis zum berühmt-berüchtigten Tunnel.

Dort machten wir eine kleine Pause, um uns für die angeblich kalte, nasse und eis-gespickte Durchfahrt zu wappnen. (By the way, wir verzichteten auf das obligatorische Foto, weil viel zu einfach - diverse ital. Panda 4x4 waren schon oben!) Alte Rivalitäten zwischen Italienern und Franzosen waren zu beobachten, als 2 ital. Pensionäre auf Betas die Strecke erkundeten und dabei von einem franz. Citroen Fahrer geduscht wurden, der in der Pfütze noch mal so richtig herzhaft Gas gab.

Nun denn, wir wagten die gefährliche Tunnelpassage und stellten nach 3 Meter 25 fest, dass schon Licht am Ende des Tunnels zu sehen war... Auf dem Weg nach unten verirrten wir uns und erreichten nach einer langen anstrengenden Fahrt auf der Superstrada unser Lager. Die beiden Faulpelze hatten die Zeit verpennt, aber es gerade noch geschafft einzukaufen. Grillen war angesagt! Dirk und Volker, ein uns zugelaufener Téneré-Fahrer, waren erfolgreich beim Grillanzünden und wir genossen einen windfreien trockenen Abend bei Fisch, Steak und einigen Fläschen Montepulciano. Zufrieden fielen wir ins Bettchen.

Am 8. Tag (1.9.2006) machten Marc und Dirk dann einen Ausflug zum Colle Rho, während Sonne und Dirk sich die Zeit mit einem Abstecher zum Fort Exilles vertrieben, um sich geschichtlich etwas weiterzubilden. Abends traf alle sich wieder im Camp um bei einem gemütlichen Abendessen von den Erlebnissen des Tages zu berichten.

Am 9. Tag (2.9.2006) fahren Dirk und Sonja nach Susa, um ein wenig Bummeln zu gehen.

Als sie am Krankenhaus vorbeikommen, nötigt Sonne das konstant jammernde Etwas zu einem Besuch der Notaufnahme. Und das nicht umsonst! Die Rippe ist durch! Die italienische Anteilnahme im Wartesaal ganz rührend. Nun ist es offiziell, Offroad fahren adé! Obwohl der Arzt freundlicherweise noch gute Fahrtipps in der Umgebung gibt - herzlichen Dank ;o)

Da Dirk nicht mehr gut im Zelt schlafen kann, entschließen er und „Krankenschwester“ Sonja sich am Sonntag schon mal Richtung Frankreich aufzubrechen, während die anderen beiden noch die LGKS fahren wollen. Am Samstag vertilgen wir zur Abschiedsparty dann konkrete 7 Rotweinflaschen, was aber nicht ausreicht...Sonne, Marc und DirkII werden also noch bei den netten Nachbarn vorstellig, die noch Weinreserven vorzuweisen haben. "Extrem lustig" fällt der eine Schulz dem anderen dann ins Zelt, was dieser nicht ganz so witzig findet. Sonne und Marc quasseln noch bis in die Morgenstunden. Auch das findet DirkI nicht lustig. Hmmh...

Am 10. Tag (3.9.2006) geht’s ans Packen. Die Sonne lacht und wir schwitzen beim Zeltfalten. Wehmütig nehmen wir Abschied von unseren Weggefährten. Wir fahren über Embrun und machen gegen 15 h am großen türkis schimmernden See in Savines du Lac eine Mittagsrast.

Etwas später entschließen wir uns die kleinere Straße zu nehmen, die uns direkt am See entlang führt. Tolle Kurven, herrliche Aussicht und einladende einsame Badebuchten. Die wir jedoch aufgrund der fortgeschrittenen Stunde links liegen lassen müssen. Unser Ziel ist die idyllisch angelegte Bikerpension St. Georges in La Motte du Caire (http://www.st-schorsch.de), die wir um 18 h dann auch ziemlich müde erreichen. Leider hat der Schorsch nur ein Zimmer für eine Nacht. Wir genießen die kurze Idylle bei einem lecker gekühlten Rosé und einem französischen Abendbrot mit Käse und Salami.

11. Tag (4.9.2006) Hotelsuche in Frankreich & Aufbruch zur Ligurischen Grenzkammstraße

Am nächsten Tag lassen Sonne und Dirk ihre Klamotten beim Schorsch und machen sich auf den Weg nach Sisteron um Pensionen in der Gegend ausfindig zu machen. Eigentlich hatte Dirk bereits mit Uta Baier vom Teambuctou gesprochen, die wohl Mitleid mit dem armen Tropf hatte und sich trotz Überfüllung etwas für die Unterbringung überlegen wollte. In Sisteron wird dann noch eine gemütlich lange Mittagspause im Straßencafe eingelegt und die schöne Stadt bewundert.

Als wir am frühen Nachmittag zur Unterkunft von Uta kommen, sagt uns ein Kollege, dass wirklich gar nix mehr geht, aber vielleicht in der Pension des Nachbarn noch was frei ist. Dort können wir allerdings erst um 18 h aufschlagen. Die Unterkunft sagt uns jedoch nicht so ganz zu. Erstmal holen wir also unsere Klamotten und geraten auf der Fahrt dahin dann mal wieder ins Gelände. Was zwar sehr schön war, aber leider unfruchtbar, denn der von Sonne ausgewählte Weg wollte einfach nicht weiterführen.

Bei mindestens 38° hieß es nun die Mopeten umtragen, schwitzen, fluchen und in La Motte du Caire erstmal literweise eiskalte Cola runterstürzen. Schon reichlich spät machten wir uns auf den Weg. Wie schon auf der Hinfahrt war die ausgewählte D942 nirgends zu finden, so dass wir den umständlicheren Weg durch die Berge nahmen. Das war zwar atemberaubend schön (Col d’Espreaux 1160 m), aber tierisch zeitaufwändig. Es wurde schon dunkel als wir gegen 19 h kurz vor Serres ein Schild finden, das uns zu einer kleinen hübschen Mühle (Moulin du Paroy) führt. Es ist traumhaft hier und so entschließen wir uns zu bleiben (DZ/Frühstück 58,-).

Meanwhile: Marc und DirkII brechen nach Limone auf, wo sie den Einstieg auf die LGKS nehmen wollen. ...

Frühmorgens ging es Richtung Ventimiglia, ans Mittelmeer, um tags darauf von dort in Richtung Pigna in die LGKS einzusteigen. Bis Pigna war es eine "wunderschöne" Fahrt unter einer geschlossene Wolkendecke. Dann durchstießen wir die Wolken und fuhren direkt einem strahlend blauen Himmel entgegen. Der Auftakt zur eigentlichen LGKS erfolgte am Col de Melosa. Zunächst ging es mit einer gut ausgebauten Asphaltstraße und einigen netten Kehren weiter. Wir trafen auf einige Skihütten und endlich verschwand der Asphalt.

Die ersten Kilometer vergingen wie im Fluge… leichte Orientierung, gute Beschilderung und eine breite Straße, bis zum Fort ??? Dann begannen die kleinen Orientierungsschwierigkeiten: Die kleine Odyssee führte zu einem Spontan-Einstieg zu einem kleinen Waldweg, der langsam in zwei Spurrillen überging und in einem Singletrail endete. Deutlich nicht mehr LGKS. Drei Kehren später, 15minütiges Brüten über den Streckenführungsplan, dann die Entscheidung:

Diesen Weg noch mal wieder hoch? Never ever!!! Also weiter bergab… Kurze Zeit später trafen wir wieder auf den Hauptweg, und stellten dort fest, dass wir einen vom Fort nicht ausgeschilderten Wanderweg gefahren sind. Wir fuhren zurück in Richtung Fort und versuchten uns neu zu orientieren. Dabei folgten wir der Ausschilderung zum Saccarello. Dies führte allerdings dazu, dass wir den Querausstieg nach La Brigue fuhren. Hilfe suchend wendeten wir uns an einen freundlichen Italiener, bedauerlicherweise war die Sprachbarriere nicht so einfach zu überwinden und es klang als sollten wir einen Umweg über Asphalt hinlegen, um das Ziel zu erreichen. Wir dankten dem freundlichen Herrn, fuhren das Stück wieder zurück, um uns abermals neu zu orientieren. In diesem Teilstück fuhren wir ein wenig hin und her, bis wir glaubten, den passenden Abzweig gefunden zu haben. Wir wedelten freudig um einige Ecken, erschreckten 3 italienische Waldarbeiter, um ungefähr 50 m weiter vor eine Schranke zu nageln! Leicht irritiert, versuchten wir erneut unsere Italienischkenntnisse zu vertiefen. Einige verzweifelte Gesten später gab uns einer der Waldarbeiter eine sehr gute Wegbeschreibung (3mal links abbiegen!) Dieser Hinweis brachte uns auf den direkten Weg nach Monte Saccarello. Von da an ging es relativ zügig entlang des Höhenkamms Richtung Rifugio Barbera. Ab dem Rifugio änderte sich der Zustand der Straße schlagartig: grober loser Schotter, kindskopfgroße Steine, Stufen… Mit einem kleinen Zwischenhalt am Col de la Boaire um das obligatorische Foto zu schießen, erreichten wir schließlich das Fort Central.

Bei der Abfahrt Richtung Tende erwischte es Marc mal wieder - weitere Bodenprobe, diesmal linksdrehend. Grund: Italienischer Wohlstandsmüll! Nach nun mehr 150 km Schotter standen noch 200 km Asphalt auf dem Plan. Das Kochen fiel aus, wir sind essen gegangen.

12. Tag (5.9.2006) Aufbruch nach Orpierre, dem Pool entgegen!

Sonne + DirkI:

Beim Abendessen in Serres fällt unser Blick auf ein Hotelwerbeplakat. Sofort überzeugt uns ein gewisses Hotel „Le Ceans“ in Les Begües bei Orpierre durch schlagende Argumente wie Swimmingpool, gute Küche und leckeres Alphand Bier (Ja genau, der Luc Alphand. Seine Autogramme zierten diverse Wände im Hotel...). Ja, da wollen wir hin - und bleiben! Unser 1. Bad im Pool wird etwas peinlich, weil das Becken mit diversen Alarmanlagen ausgestattet ist, die wir nur mühsam zum Schweigen bringen können. Abends gönnen wir uns das 4-Gänge-Menü und später auf der Terrasse noch ein Fläschen guten franz. Wein, bevor wir zufrieden schlafen gehen.

13. Tag (6.9.2006) – Rifugio Rey / Schotterausflug bei Orpierre

Mark+DirkII:

Nachdem wir uns bis in den frühen Nachmittag von der LGKS Hin-und-Her-Reiterei erholt hatten, beschlossen wir noch eine kurze Tour zu fahren. Wir erinnerten uns an den Geheimtipp des Senioren vom Col de Rho. Ihr müsst unbedingt zum Rifugio Rey fahren! Der Großteil der Strecke ist gemütlicher Asphaltanritt, dann ging die Strecke in leichten Schotter über. Drei Kehren später merkten wir, wie schnell man Höhenmeter überwinden kann… Es war eine echt geil knackige Strecke – echt empfehlenswert! Der Riesenvorteil, es gibt nur diesen Weg zurück – und er geht bergab (*Grins* O-Ton Dirk II, unser Abfahrtsexperte)!

Sonne+DirkI:

All der Luxus ist schön, jedoch schützt er nicht vor Hummeln im Hintern! Und so satteln wir schon am nächsten Morgen nach ausgiebigem Frühstück wieder unsere Rösser und fahren durch die umliegenden Bergdörfer. Die Gegend ist eine Wohltat fürs Auge. Eine nette Höhenstraße führt uns, als wäre es Schicksal, wieder ins Gelände. Juchu! Der immer schmaler werdende Weg verwandelt sich schnell in eine ausgewaschene Schotterpiste, die durch waldiges Terrain führt.

Leider werden unsere Pläne schon bald durch ein „Durchfahrt-Verboten-Schild“ durchkreuzt. Wir entscheiden uns für den einzig befahrbaren Weg und gelangen auf eine tolle Bergkuppe mit grandioser Aussicht. Nur leider führt kein Weg wieder nach unten, und fliegen konnten wir zu dem Zeitpunkt auch noch nicht. Also, dann eben die ganze Piste wieder hinunter... Auf dem Weg nach Laragne-Monteglin, kurz auch „Lasagne“ genannt, damit uns Dirk (Nr. I) das auch aussprechen kann :), versuchen wir noch ein paar nette Feldwege, die uns durch Wälder und Hügel führen.

Angekommen stärken wir uns erstmal in einem Café im Centreville. Später kaufen wir lebensnotwendige Dinge wie Wein und Müsliriegel ein. In einer Kaufrausch-Attacke bevorraten wir uns noch mit neuen T-Shirts. Schwer beladen und verschwitzt, beherrscht uns nur noch ein Gedanke...Ab in den Pool, aber schnell!

14. Tag (7.9.2006) - Mark+DirkII auf dem Weg nach Frankreich/Faulenztag

Während Marc und DirkII ihre Klamotten packen und gen Orpierre aufbrechen, machen es sich die anderen beiden auf der Liege am Pool gemütlich. Gegen Abend stoßen dann auch unsere LGKS-Bezwinger wieder zu uns! Mit eindeutig überhöhter Geschwindigkeit fahren die beiden Helden an unserer Unterkunft vorbei, weil DirkI ja von 1,5 Dörfern gesprochen hatte… Hmmh, was bitte ist ein halbes Dorf???

15. Tag (8.9.2006) - Chillen ist angesagt!

Die Wiedervereinigungs-Freude ist so groß, dass wir nach unserem Frühstück erstmal den Pool entern und Sonne wieder mal der männlichen Überzahl Tribut zollen muss. (Danke Jungs, dass ihr den Wurf ins Wasser nur simuliert habt!). Später holen wir dann noch den Tüten-Wein hinzu. Ein paar „mittelalte“ Belgier zwinkern uns verschmitzt zu. Bei leichtem Regen verziehen wir uns puppenlustig unter einen Sonnenschirm. Schön dass wieder alle zusammen sind!

16. Tag (9.9.2006) - der Tag es Aufbruchs!

Nun ist es soweit, nach reichlichem Frühstück raffen wir unser Hab und Gut zusammen und brechen zur Rückreise nach Avignon auf. Irgendwie ist das Wetter nur halb so gut, unsere Laune auch... In Avignon kaufen wir noch ein paar Vorräte für unsere Rückreise. Zu bemerken wäre noch, dass Frau Sonne sich beim Fahren nicht ein einziges Mal ernsthaft verletzte, jedoch beim verträumten „Hans-guck-in-die-Luft-spielen“ auf dem Parkplatz des Supermarktes der Länge nach aufschlug, weil sie einen Bordstein übersah. Erste Aussage nach Schockverarbeitung: „Wozu so ein Panzer doch gut sein kann!“ Bis auf ein paar Schrammen ist nix passiert. Ein Lädierter auf der Tour reicht ja auch völlig!

In Avignon das bekannte Spiel: Warten, Aufladen, Warten, Bus zum Hauptbahnhof, wieder Warten und schließlich dann endlich losfahren.

Ein letztes Mal sitzen wir gemütlich beim Wein und besprechen unsere Erlebnisse, bevor wir müde in die Klappliegen fallen. In Neu-Isenburg müssen wir dann von unserem „Schulz“ Abschied nehmen, der noch einen weiten Weg bis Köln vor sich hat. Wir dagegen erreichen gemütlich am Sonntagnachmittag (10.9.2006) Berlin, wo wir schon von unseren Lieben freudig erwartet werden...

Fazit:

Schön war’s, aber auch anstrengend! Der Entschluss wiederzukommen steht fest. Wir haben bei weitem nicht alle Strecken geschafft und die Gegend hat noch so viel zu bieten.

Wir hoffen, dass diese Gegend für uns Motorradfahrer auch weiter zur Verfügung steht und nicht ein paar Rowdies allen anderen die Freude vermiesen.

Weitere Bilder gibt es in der Galerie auf http://www.africa-twin-berlin.de/ zu sehen, einen Teil hier und den andern hier.

Copyright an Text & Bild: Sonne und ihre Reisekumpels.

Made on a Mac.